Champions League


Es läuft Champions League, 2 deutsche Mannschaften im Finale. Tolle Spiele bisher, genialer Fußball bisher. Und nun höchste Fußballkunst germanischer Prägung direkt in England’s Fußballherz, dem Wembley-Stadium. Eine gewisse Schadenfreude darüber möchte ich hiermit zugeben. Das Spiel läuft fantastisch, spannend, genial, das Beste seit langem. Die beiden Finalteams haben übrigens im Halbfinale 2 spanische Teams ausgeschaltet, nämlich Real Madrid und den FC Barcelona, letztere DIE Fußballmannschaft der letzten Jahre. So „nebenbei“ ist die spanische Nationalmannschaft 2-mal Europameister geworden und hat 2010 mit dem Weltmeistertitel den Gipfel des Fußball-Olymps erreicht. Iberische Dominanz.

Vor kurzem wurde übrigens Dr. Eufemiano Fuentes (ein Spanier) zu einem Jahr Haft verurteilt. Er habe die Gesundheit seiner Klienten gefährdet, meint das Gericht. Wegen der Bluttransfusionen. Eigentlich sollte man froh sein, dass die Sportler das bei einem Fachmann gemacht haben und nicht bei einem Quacksalber im Hinterhof.

Man erinnere sich: 2006, kurz vor der Tour geht die Bombe hoch, ca. 50 Radprofis werden als Kunden des Dopingarztes Fuentes entlarvt. Ivan Basso und der „teutonische Held“ (© Peter Winnen) Jan Ullrich sind die berühmtesten Überführten, zusätzlich erwischte es die zweite Garde der Spanier. Es wurden Blutbeutel beschlagnahmt, sämtliche Computerdaten wurden sichergestellt und es wurde eine Liste mit Kunden von Dr. Fuentes gefunden. Auf dieser Liste stehen allerdings weit mehr Kunden, als nur die 50 Radsportler – je nach Quelle sollen ca. 200 bis 300 Athleten auf die Dienste von Herrn Fuentes vertraut haben. Der Mantel des Schweigens umhüllt bis heute die restlichen 150 bis 200 Namen. Wahrscheinlich gibt es noch den einen oder anderen Radsportler, der sich noch mit Pseudonym auf dieser Liste verstecken kann (oder auch ein paar mehr, ehemals wegen Clenbuterol-Missbrauch gesperrte Athleten und solche mit Hunden namens „Piti“ mit eingeschlossen), aber man weiß, dass keinesfalls „nur“ Radsportler auf dieser Liste waren. Schon 2006 wurde die Aufdeckung von höchster Stelle abgewürgt.

Nun, nach dem Urteil, ist die Katze endlich aus dem Sack:
• Die Blutbeutel werden nicht an die WADA (Welt-Anti-Doping-Agentur) weitergegeben
• Fuentes‘ Computer werden vernichtet
• Die Kundenliste bleibt geheim

Es war neben der Katze aber noch zusätzlich etwas Spezielles im Sack – Fuentes möchte sein Wissen, seine Unterlagen, seine Akten an den Meistbietenden verkaufen. Er wendet sich damit an die Medien. Ich bin mir aber fast sicher, dass der Abnehmer eher eine finanzielle potente Organisation außerhalb der Medienlandschaft sein wird.

Fuentes spricht und sprach auch immer über seine Dienste, die er Fußballteams geleistet hat. Z.B. für Teams in der Champions-League. Der Radsport möchte wissen, wer dopt und wer nicht. Und wer die Regeln bricht, muss sanktioniert werden, so heißt es. Warum ist das im Fußball offensichtlich nicht so? Und warum wird die spanische Rad-Elite unter den Fuentes-Kunden geschont?

Finanzielles Doping musste bei Real Madrid schon seit vielen Jahren angewendet werden, um die Protagonisten des weißen Balletts zu finanzieren. Und Lance’s Arzt hatte leider seine Webpage nicht rechtzeitig vor Armstrongs Waterloo gelöscht, dort wurde mit der Betreuung des FC Barcelona als Referenz geworben. Französische Medien wussten von beiden Klubs auch so einiges an Medikamentösem zu berichten. Die beiden deutschen Klubs verkörpern da doch bei weitem mehr ehrliche Arbeit (soweit’s halt geht im Fußballbusiness). Die Glaubwürdigkeit des FC Bayern leidet allerdings mit den gedopten Steuererklärungen des Uli H. Dem „goscherten“ und fanatischem Bayern-Boss traue ich viel zu.

Soeben wurde auch Danilo Di Luca, ehemaliger Giro-Gewinner und auch Sieger in vielen anderen prestigeträchtigen Rennen erwischt. Mit EPO. Das passt ins Bild: Jean-Claude Leclercq stellt auf Eurosport die Wertigkeit der Siege aus Di Luca’s Karriere in Frage, weil, so führt er aus, wenn Di Luca in letzter Zeit schon so oft mit dem Doping-Reglement Probleme hatte, wird’s wohl auch vorher schon medikamentös-regelwidrige Unterstützung gegeben haben. Jean-Claude erwähnt, dass es Gerede gibt, dass Di Luca nur deshalb aufgeflogen wäre, weil seine Probe in einem Labor außerhalb Italiens getestet wurde.

Achja, Schröcksnadel hat mal gemeint, dass „Austria a too small country for good Doping“ sei. Vielleicht klein, aber fein. Bei uns gab‘s Humanplasma, die Kiesl-Liste, Herrn Pansold bei Red Bull, Bernie Kohl & Matschiner, usw. Welche österreichischen Sporthelden von Relevanz wurden innerhalb Österreichs beim Dopen erwischt? Mir fällt niemand ein.

So funktioniert Doping. So funktioniert Vertuschung. Das ist Champions-League-Niveau. Den Medien als gewisse Kontrollinstanz attestiere ich hier entweder wirtschaftliche (oder andere) Abhängigkeiten oder Amateur-Liga-Niveau. Investigativer Journalismus sieht anders aus.

3 Kommentare
  1. Alex sagte:

    Absolut. Die Lobby ist im Fußball aber auch zu groß. Vor kurzem wurde in Brasilien Deco (kennst bestimmt noch von Barca) positiv getestet, nix kommt durch!
    Im Radsport wird zumindest kontrolliert…
    Aber der Trubel um des Finale war auch übertrieben 😉

    • ja, der trubel um das finale war übertrieben… schön langsam tritt der sport in den hintergrund, das ganze wird zu einem „happening“ wie fußball-wm oder -em, wo leute, die nix mit fußball zu tun haben plötzlich fußballfans sind.

      ja klar, den deco kenn ich. beim fußball kennen sich die journalisten aus, da haben sie was zu schreiben. bezüglich radsport ist’s leider so, dass sie sich sowas von nicht auskennen und man froh sein kann, wenn sie „Roubaix“ buchstabieren können 😉

      ich mag gar nicht mit dem aufzeigen von beispielen anfangen, wo im fußball betrug, doping, manipulation und unethisches verhalten unter dem tisch gekehrt wird. schade, ich habe lange selbst vereinsmäßig gespielt, ein wunderbarer sport… aber profifußball ist nicht mehr das, was er mal war…

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